Reizdarmsyndrom: Definition, Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten
Alles über das Reizdarmsyndrom
Definition Reizdarm
Das Reizdarmsyndrom (RDS) wird laut der aktuellen S3-Leitlinie 2021 als eine Störung der Darm-Hirn-Interaktion definiert. Diese neue Definition entfernt sich von der früheren Vermutung, dass es sich um eine reine funktionelle Darmerkrankung handelt und legt den Fokus auf die Darm-Hirn-Achse. Diese stellt die Nervenverbindung zwischen Darm und Hirn dar, wodurch die beiden permanent kommunizieren und Signale an den gesamten Körper schicken. Sie ergänzen sich und beeinflussen sich gegenseitig. Eine ausgeglichene Darm-Hirn-Kommunikation ist somit ausschlaggebend für unser Wohlbefinden, unsere Stimmung, unsere Verdauung und generell unsere Gesundheit!
Ursachen für Reizdarm
Der Grund für das Auftreten des RDS ist bis heute nicht zu 100% geklärt. Fest steht jedoch, dass ein Ungleichgewicht der Darm-Hirn-Achse besteht. Das Problem liegt somit entweder im Darm, im Gehirn oder in der Darm-Hirn-Kommunikation welche die „Achse“ bildet. Jedoch ist es meist nicht ein Problem an einem bestimmten Ort, sondern am häufigsten ist die Ursache eine Kombination aus den 3 Komponenten.
Diese können sein:
Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen von Informationen durch das Gehirn
Eine veränderte Magen-Darm-Bewegungen
Viszerale Überempfindlichkeit
Leichte Entzündung
Überaktivität des Immunsystems
Erhöhte Darmdurchlässigkeit
Veränderungen des Darm-Mikrobioms (durch bakterielle/virale Infekte, Antibiotikaeinnahme, extreme Ernährungsumstellungen, restriktives Essen,...)
Akute und chronische psychische Faktoren (Traumata, Stress, soziale/berufliche Probleme, schwere Emotionen, Missbrauch,..)
Genetische Vorbelastung
Die oben genannten Ursachen treten meistens nicht alleine auf, sondern ergänzen sich durch andere. Deshalb ist es so wichtig, das Reizdarmsyndrom ganzheitlich zu therapieren! Dazu mehr im Absatz "Therapiemöglichkeiten".
Symptome bei Reizdarm
Beschwerden bei Reizdarm sind solche die > 3 Monate anhalten & das Leben der Betroffenen merkbar einschränken. Dazu zählen:
Bauchschmerzen mit & ohne Symptomverbesserung nach dem Stuhlgang
Durchfall
Verstopfung
Durchfall & Verstopfung im Wechsel
Blähungen (die oftmals nicht abgehen & im Darm „stecken bleiben“)
Blähbauch
Veränderte unangenehme Stuhlkonsistenz (breiig, klebrig, weich, zu hart,..)
Reizdarm-Gruppen:
Zur adäquaten Behandlung wird auf Basis der Symptomäußerung in unterschiedliche Reizdarm-Subtypen eingeordnet:
RDS-A = Reizdarmsyndrom mit längere Phasen Durchfall - im Wechsel mit längeren Phasen Verstopfung
RDS-D = Reizdarmsyndrom mit Durchfall Dominanz
RDS-O = Reizdarmsyndrom mit Verstopfung Dominanz
RDS-M = Reizdarmsyndrom mit gemischtem Stuhlverhalten innerhalb eines Tages: Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung
Begleitsymptome bei Reizdarm
Durch die typischen, eben beschriebenen Verdauungsbeschwerden können sich auch weitere Beschwerden äußern, welche sich nicht auf den Verdauungstrakt beziehen:
Müdigkeit
Abgeschlagenheit
Antriebslosigkeit
Depressive Verstimmungen
Gewichtsverlust
Dein Reizdarm Selbsttest
Du kannst dir hier kostenlos meinen Reizdarm-Selbsttest runterladen und testen ob die Wahrscheinlichkeit eines Reizdarms besteht!
Diagnose Reizdarm
Derzeit gibt es keine verlässlichen Messinstrumente oder Biomarker womit das Reizdarmsyndrom gesichert diagnostiziert werden kann. Daher besteht die einzige Möglichkeit einer Diagnose, jegliche anderen Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik auszuschließen.
Welche Erkrankungen verursachen ähnliche Symptome wie das Reizdarmsyndrom?
Laktose- und Fruktose/Sorbitintoleranz
Bakterielle Fehlbesiedelung (SIBO)
Gallensäure-Malabsorption (Chologene Diarrhoe)
Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität
Zöliakie
Divertikel
Morbus Crohn
Colitis Ulcerosa
Exokrine Pankreasinsuffizienz
Leber- und Gallenwegserkrankungen
Akute/chron. Verdauungsbeschwerden nach Operationen
Gynäkologische Ursachen (z.B. Ovarialzysten)
Schilddrüsenerkrankungen
Diese Erkrankungen sollten ausgeschlossen werden, um anhand dieser Ausschlussdiagnostik ein RDS diagnostizieren zu können. Nicht bei allen Patienten/innen sind alle Untersuchungen notwendig, dies richtet sich stark nach den vorherrschenden Symptomen und sollte mit dem Arzt/der Ärztin genau besprochen werden. Außerdem können diese Erkrankungen auch gemeinsam mit einem Reizdarmsyndrom auftreten - z.B. eine Fruktoseintoleranz mit Reizdarmsymptomatiken.
Bis es zu einer sicheren Diagnose kommt, müssen Betroffene oft einen langen Leidensweg und viele Arztbesuche auf sich nehmen. Jedoch kann dies durch gutes vorbereiten und informieren aktiv verkürzt werden.
wie verhalte ich mich richtig vor/während/nach einem Arztbesuch?
wie kann ich meinen Arzt/meine Ärztin unterstützen?
wie kann ich mich auf einen Arztbesuch vorbereiten?
....
Wie du schneller und leichter zu einer Diagnose kommst, erfährst du in meinem Leitfaden “Der Weg zur Diagnose” der dir hier zum Download bereit steht.
Ernährung bei Reizdarm
Es gibt derzeit noch keinen generalisierten Therapieplan für alle Reizdarm-Betroffenen. Dennoch hat sich herausgestellt, welche Bausteine als Basis unabdingbar sind und welche additiv also zusätzlich zu einer Symptomverbesserung führen können. Wiederum ist hier ein ganzheitlicher und interdisziplinärer Weg der Beste. Ich habe mein Therapiekonzept so entwickelt, sodass wir alle wichtigen Ebenen abdecken und die Basis für die Regeneration des Darm schaffen können.
Einen Überblick über mein Therapiekonzept findest du hier.
Die Ernährungstherapie bildet dabei eine sehr wichtige Basis, da die zugeführte Nahrung oft einer der Hauptauslöser für Beschwerden ist. Eine Ernährungsumstellung und Trigger-Identifizierung bringen wieder mehr Selbstkontrolle über die eigene Gesundheit zurück und stärken das Körperbewusstsein!
Unser Verdauungstrakt ist das einzige Organsystem, welches wir selbst mit äußeren Substanzen befüllen können. Keines unserer anderen Organe wird täglich und oftmals permanent so stark herausgefordert und belastet wie unsere Verdauungsorgane. So ist es nur logisch, dass alles was wir zuführen, unseren Körper enorm beeinflusst. Geben wir unserem Körper Nahrungsmittel die ihm gerade nicht gut tun: z.B. weil zur falschen Uhrzeit, ohne Hunger, unverträglich, zu wenig, zu viel, in der falschen Situation etc. dann meldet sich nach einiger Zeit der Körper mit unangenehmen Symptomen wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen usw. Aber hier kannst du sehr gut selbst die Zügel in die Hand nehmen und deinen Körper wieder kennen lernen.
In der Therapie spreche ich immer von sogenannten „Triggern“, also Auslösern, die die persönlichen Beschwerden aktivieren. Diese Trigger sind jedoch oftmals nicht sofort ersichtlich und sind sehr individuell. Sie benötigen ein sensibles eigenes Körpergefühl & Körperbewusstsein, um sie zu erkennen. Dazu wird bei mir in der Therapie bewusst nicht ausschließlich an deinem Ernährungsverhalten gearbeitet, sondern eben auch an der Beziehung zwischen dir und deinem Körper und ganz wichtig - dem Geist!
Wir sind alle individuell, aber hier siehst du einige mögliche Trigger die ein Problem darstellen können:
FODMAPs (Fermentierbare Oligo-, Di-, und Monosaccharide und Polyole)
Laktose, Fruktose, Histamin, Gluten
Unregelmäßige Mahlzeiten
Unpassende Nährstoffzusammensetzung der Mahlzeiten
Nicht ausreichendes Kauen
Belastende Situationen, Stress, etc.
Hypersensibilität
Zusatzstoffe, Konservierungsmittel,..
Industriezucker
Medikamente (Aspirin, Pille, Schmerzmittel,..)
Antinährstoffe (z.B. Lektine)
Eisprung, Periode, Hormondysbalance
Zu wenig/zu viel körperliche Bewegung
Niedrige Resilienz
U.v.m.